Deeper into West Africa - notes prior to leaving

Trip to Guinea, Guinea-Bissau & Senegal overland using taxi brousse for a month over Christmas & New Years 2006/2007 A follow up from the 2005/2006 escapade to Mauritania ..

Wednesday, October 25, 2006

Detailed Trip in German

Kanding sent yet another useful link, in German, can't read too much of it, but might be useful for someone!


Do, 25.11.2004

Liebe Freunde zuhause!

Heissa! Heut geht's los! Letzte Woche schon hab ich meine irdischen Güter in den Keller getragen und die Wohnung weitervermietet. Heute noch schnell das Auto abgemeldet und ich bin frei, frei frei!! Meine Eltern lassen sich's nicht nemen den Buam noch nach Augsburg zu fahren, wo Eric schon mit unserem Reisemobil, einer 20 Jahre alten 200er Mercedes-Limousine wartet. Mutti hat mir noch meine zwei Reise-Hosen geflickt - als ich sie später anziehe ist in jeder ein sauberes Taschentuch drin - Mütter :-))) !!!!

Oh je, ist das Auto schon voll, wie sollen da noch die zwei anderen rein? Wir sind nämlich zu viert unterwegs. Neben Eric (45), dem Sozialpädagogen und Wagenbesitzer aus Augsburg kommen noch Thomas(32,Designer) und Sigrid(37,auch Sozialpädagogin) aus Frankfurt und Heppenheim dazu. In Rastatt treffen wir sie und wir stellen fest: Es ist mühsam, aber irgendwie passen wir rein. Nur bin ich hinten so schief eingequetscht, dass sich schon bald meine Bandscheiben melden und ich frage mich, wie ich das bis Bamako aushalten soll.

Fr, 26.11.2004

Unser Plan war, bis an die Fähre in Spanien durchzubrettern. Anfangs ging das recht gut, aber ab der spanischen Grenze fing unser Mercedes gleich mal an schlapp zu machen. Unter Belastung donnerte irgend ein Klack-Klack-Klack gegen den Wagenboden und es klang ganz, als würde uns demnächst die Antriebswelle für die Hinterräder um die Ohren fliegen. Ein Blick unter den Wagenboden eröffnete uns zusätzlich, dass wir am Differential Öl verlieren. Als wenig später auch noch der Motor anfängt schlapp zu machen, geht insbesondere Erics Stimmung ziemlich in den Keller. Wir ziehen von Werkstatt zu Werkstatt, aber die Spanier erweisen sich als absolut unfreundlich und hilfsunwillig. Als Notlösung beginnen wir im Windschatten von Lastwagen zu surfen, was die Belastung auf der Welle minimiert und gleichzeitig den Spritverbrauch halbiert.

Unser Schiff war dann trotzdem weg und so verbringen wir eine Nacht am Strand von Almeria, was romantischer klingt, als es wirklich ist, denn alles ist dort mit Ferienburgen zubetoniert.

Sa, 27.11.2004

Marokko

Infos: Fähre Almeria-Nador, 40Euro/Person, Auto Gratis
1 Euro = 11 Dirham
beliebte Autos: Mercedes 200D, Mercedes Kleinbusse 208, 408 etc,
Benzin: 0.85 Euro, ab Grenze zur Westsahara ist der Sprit steuerfrei: 0.70 Euro

Wir verbringen den Tag auf der Fähre und fahren abends noch ein Stück ins Landesinnere, wo wir irgendwo am Straßenrand pennen. Es ist wieder mal bitterkalt nachts und mein ebay-1-Euro-Afrika- Schlafsack hat einen Komfortbereich so um die +20 Grad. Die daraus resultierende Gemütlichkeit ist umwerfend. Ich behelfe mir mit allem, was ich an Isolationsmaterial in in meinem Rucksack finden kann (Handtuch, Tansania Tuch, Alufolie, ...)

So, 28.11.2004

In Guercif spricht Eric einen Typen mit Overall und ölverschmierten Händen an. Er komplimentiert uns in irgendeine Hintergasse und innerhalb weniger Stunden haben wir eine komplette Reparatur der Hinterachse inklusive 5cm Höherlegung für'n paar wenige Euros. Jetzt rollt der Wagen wieder wie 'ne Eins :-)

Überhaupt: Marokko ist super bisher. Keine der ganzen Räuber- stories, die ich gehört hatte, bewahrheiten sich. Alles ist und bleibt völlig relaxed, die Leute super freundlich, und niemand versucht uns irgendwie auszunehmen.

Mo, 29.11.2004

Wir sind ziemlich zügig unterwegs, da Eric etwas Druck hat. Er will Weihnachten wieder daheim sein, aber heute früh haben wir uns gütlich geeignigt, dass wir uns heute abend in Marrakech und für den Hohen Atlas etwas Zeit gönnen und dafür dann in der Westsahara mal mit einer Nachtfahrt Kilometer fressen.

Marrakech, wo wir grad sind, ist wirklich ein Traum einer orientalischen Stadt mit riesigem Marktplatz voller leckerer Dinge, Gaukler, Musiker, Trommler, Schlangenbeschwörer usw. An den Markt grenzt ein riesiger, teilweise überdachter Souk, an dem tausende kleine Läden alles verkaufen, was das marokkanische und auch touristische Herz begehrt. Bei der Einfahrt nach Marrakech geraten wir irgendwie in eine falsche Gasse, es wird immer enger, und schließlich stehen wir mit unserem Auto mitten auf diesem Souk, eingekeilt von Fußgängern, Mopeds und Eselskarren und es geht nix mehr. Ich hoffe Thomas' Foto ist was geworden. Aber die Leute sind nicht verägert, na ein wenig gelacht haben sie bestimmt über uns. Wir wohnen billig in einem Hotel direkt über dem Markt, klasse Aussicht inklusive. Am Abend schlendern wir noch lang und essen superfein.
Hotel TCM direkt am Markt - geht ok, schöne Dachterasse.

Di, 30.11.2004

Ich hab' mir einen Friseur ausgeguckt, bei dem ich jetzt gleich mal meine Zotteln in Bearbeitung gebe. Super! Ich war wohl mindestens beim Starcoiffeur der Stadt gelandet und wurde eine 3/4 Stunde bearbeitet. Nachher sah ich geschnitten, rasiert, gestylt, gegeelt und parfümiert wie siebzehn aus :-) Eine Wellnesseerfahrung der besonderen Art.

Am selben Tag noch über den Hohen Atlas gen Süden. Eine ganz tolle, karge Gebirgslanschaft. Man fragt sich wirklich, von was die Leute hier leben können. Auf dem Tizi-N-Test bei 2100 m lagen 10 cm Neuschnee, dazu Wolken und Regen, nur durch ein paar Lücken konnte man die Schönheit der 4000er um uns herum erahnen. Hab ich euch überigens schon erzählt, dass ich nur ein Paar Sandalen dabei hab??? Ich würde gern die Landschaft etwas genießen, aber Eric verfällt schon wieder in sein "Weiter! Weiter!" und so kommen wir in der Nacht noch bis Igherm im Antiatlas. Es schüttete aus Kübeln, was uns in ein Hotel zwingt.

Mi, 1.12.2004

Hier im Hotel könnten wir beim morgendlichen Frühstück wunderbar unsere berberischen Kulturstudien betreiben. Der Dorfbonze, vielleicht der örtliche Bauunternehmer, in Hemd und Jeans, der Dorfdepp, der sein Frühstück umsonst kriegt, aber dann verjagt wird. Das Dorfpublikum, lauter Männer in langen Filzmänteln mit noch längeren Zipfelhauben, andere mit Turban oder Fez, Bärte, Runzelgesichter ... "Wie die Hobbits!" meint Siggi treffend.

Weiter, weiter, Tafraoute, Tiznit, Tan Tan fliegen an uns vorbei. Hinter El Quatia finden wir bei Sonnenuntergang unseren ersten wirklich schönen Schlafplatz neben der Straße. Wir sind jetzt an der Grenze zur

Westsahara

Do, 2.12.2004

Obwohl wir nun schon mitten in der Sahara sind, hat der Winter lange Arme. Nachts hab ich wieder mal gefroren und morgens begrüßt uns ein Regenschauer - Halleluja! Nach dem Regen kommen die Heuschrecken. Schwärme verendender Wanderheuschrecken färben die Landschaft rot. Man kann sie grillen, hab ich gehört, und hier gäbe es wirklich genug sich satt zu essen. Was ich erst viel später höre: sie sind großflächig mit Insektiziden besprüht worden, na denn: Mahlzeit! Der Appetit vergeht uns sowiewo, denn es stinkt hier auch ziemlich fischig. Kurzstopp an einer Atlantikbucht - es soll der einzige Sprung ins Meer auf der ganzen Reise bleiben.

Durch die Westsahara sind wir sonst nur gebretter vorbei an Laâyoun und Dakhla auf einem endlosen Teerband ohne Markierung, tagsüber 160, nachts 120 km/h. Landschaftlich kommt es auch keinesfalls an das ran, was wir früher auf der Hoggar-Piste an Wüste zu sehen bekamn. Trotzdem schade, aber Eric macht Termindruck. Es funkt in der Gruppe auch ganz schön und deswegen auch hier mal der unromantische Teil. Wir haben in den letzten 10 Tagen viel gesehen, aber wir haben auch 6000km zurückgelegt, die nicht deutschen Autobahnen entsprechen, und das schlaucht. Ich glaub, ich muss es so machen, wie damals in Algerien: beim ersten Mal schauen, wie's geht, und beim zweiten Mal mit mehr Ruhe (wer kommt mit?)

Mauretanien

das Visum haben wir für 21 Euro in Deutschland geholt, alle anderen Visa besorgen wir unterwegs.
1 Euro = 350 Ouguiya
Benzin: 0.63 Euro
beliebte Autos: Mercedes (Limousinen, G, Kleinbusse, LKW), aber nur Diesel

Fr, 3.12.2004

Im Niemandsland zwischen der Westsahara und Mauretanien hört die Teerstraße auf, und wir sanden gleich mal so richtig ein. Eric ist eigentlich schon x-mal durch die Sahara gefahren und sollte es besser wissen. Trotzdem gibt er nochmal richtig Gummi und geht sicher, dass der ganze Unterboden flächig auf dem Sand aufliegt. Die nächste halbe Stunde sind wir mit Buddeln beschäftigt :-((( Bissige Kommentare liegen mir auf der Zunge, aber zum Glück kann ich sie mir verkneifen. Lauter hilfsbereite Typen tauchen wie die Geier hinter den Hügelkuppen auf. Für 20 Euro wollen sie uns zum Grenzposten guiden. Hinterher wissen wir: es sind nur noch ca. 2 km!

Der Rest ist problemlos. Nur der Ort, den wir für Nouâdhibou halten ist in Wirklichkeit "Numerowat", ein Vorort. Kein Wunder, dass wir unseren Camping "Chez Abbas" nicht finden können.

Sa, 4.12.2004

Wir schließen uns einigen Franzosen an, die schon einen Führer angeheuert haben und fahren eine ziemlich anspruchsvolle Strecke. Wirklich wild ohne Straße querfeldein. Riesige Weichsandfelder mit Grasbüscheln, Autos in Staubwolken, krachende Achsen durch den Nationalpark Banc d'Arguin nach Nouâmghâr Unsere Fahrer mutieren zu ralleyfahrenden Kindsköpfen. Aber ich kann es ihnen nachfühlen, es macht irre Spaß. Die Lust gepaart mit Angst, wo der finale Stein verborgen ist, oder die Bodenwelle, totale Anspannung gefolgt vom Stolz es geschafft zu haben.

Wir übernachten am Rande Nouâmghârs und essen Abendessen im halbdunklen Lampenschein einer Familie. Einer der Franzosen rangiert seinen 4x4 an die Haustür um für "ordentliches Licht" zu sorgen. Aber es blended zu sehr und er läßt es zum Glück wieder bleiben. Wir Europär und das Licht, darüber werd' ich ziemlich nachdenklich heute abend, denn anschließend finden wir nicht mehr zurück zum kaum 1km entfernten Camp. Die Autos irren hilflos in der Gegend umher im Gefängnis ihrer Lichtkegel, die gerade mal 50m reichen und alles dahinter in Schwärze tauchen. Sie glauben mir nicht, als ich meine den Weg zu erkennen und fahren wieder zurück ins Dorf. So gehe ich zu Fuß nachhause und schließ noch einen lange Spaziergang an. Die Nacht ist hier wirklich rabenschwarze, aber spüre mit meinen Füßen die Reifenspuren und den festgefahrenen Sand, orientiere mich an den Sternen, den Schemen der Umgebung und an der Orographie des Geländes. Ich folge dem Rauschen des Meeres und spüre den Nervenkitzel des verlorenen Rückwegs.

So, 5.12.2004

Mir gefällt Mauretanien. Ein Land im Sand. Nette Menschen, Frauen in lange wehende Gewänder gehüllt, ihr Gang dazu schwebend, gleitend, ein bisschen wie ein Kamel. Die Männer in blauen und weißen Bubus. Es gibt Kasten hier und im Verborgenen wohl auch noch Sklaverei (die offiziell erst seit 1980 abgeschafft ist). Endlich muß ich nachts auch nicht mehr in meinem dünnen Schlafsack frieren.

Am Morgen bringen uns Kinder ein Frühstück. Mit dreien, Aicha, Elisabeth und Maria komme ich in Kontakt zeige ihnen Photos von meinen Kindern, erkläre meinen Adventskalender und lasse sie sich selbst photographieren und in meinem Buch unterschreiben (siehe Bild).

Mit unserem Ahmed, unserem Führer geht's jetzt weiter während der Ebbe am Strand entlang Richtung Nouakchott. Wieder gibt's eine tolle Ralley durch spritzende Gischt und ein paar tricky Stellen um Klippen herum. Stecken bleiben sollte man bei einlaufender Flut allerdings besser nicht. Aber so gefährlich, wie ich gehört hatte, ist es dann doch wieder nicht, denn fast überall könnte man vor der Flut auch mit dem Auto in die Dünen fliehen. Das tun wir einige km vor Nouakchott schließlich auch und wir können dabei noch ein letztes Ralley-Showdown mit Einzelwertung beim Überqueren der Dünen genießen.

In Nouakchott trennen wir uns an der Auberge Sahara (http://auberge-sahara.com, total netter Laden) von den Franzosen. Wir selbst bleiben am Camping Tergit, der schön am Strand liegt, aber total heruntergekommen und dafür zu teuer ist.
Unser Mali Visum kriegen wir hier quasi im Vorbeiflug für wenige Euros.

Mo, 6.12.2004

Nach der ganzen Bretterei, war ich die letzten Tage manchmal ziemlich fertig, aber gerade bin ich wieder ganz relaxed. Wir sind unserem Zeitplan voraus und Eric hat felsenfest versprochen: der Stress hat jetzt ein Ende... Relaxtag, endlich mal Wäsche und Auto waschen. Das Wasser gibt es allerdings nur aus einem Hahn am anderen Grundstücksende. Nachdem der Platzwart sich nicht an sein Versprechen hält, das Wasser im Klo zu reparieren, legen Eric und ich uns mit ihm an. Nachdem er sogar noch finanzielle Nachforderungen stellt, verschwinden wir nach heftigem Streit vom Platz und wechseln zum zentraleren und billigeren Camping Nomad. Siggi und Thomas bleiben ein wenig angesäurt zurück. Bei Eric und mir gibt's deshalb heut' abend Kamelsteak nur zu zweit!

Di, 7.12.2004

Heute biegen wir zum Abwechslung mal links ab und lassen den Atlantik hinter uns. Wir folgen der Route d'Espoi Richtung 'Ayoûn el 'Atroûs ins Landesinnere. Schön Landschaften mit weißen und roten Sanddünen. Super schöner Schlafplatz kurz vor Sangrafa in den Sanddünen. Ich finde sehr alte Tonscherben und träume davon, sie könnten aus dem alten Ghana-Reich sein. Die Hauptstadt des alten Ghana liegt nicht weit und unsere Route entlang des südlichen Rands des Erg Trarza war bestimmt schon immer eine Handelsroute dorthin.

Mi, 8.12.2004

Weiter über Ayoûn und von dort Richtung Nioro nach Mali rein, übrigens alles geteert. Ausreise Mauretanien.
Fehler in meiner Michelin Karte: die Straße biegt direkt in Ayoûn ab, und nicht erst Agjert, wie angegeben.

Mali

Mali beginnt mit einer afrikanischen Bilderbuchnacht irgendwo kurz vor Nioro mitten in der Savanne. Schön ist der Sonnenuntergang und die beidseitig unsicheren Begegnungen mit Viehhirten, die ihre Ziegen und Rinder nachhause treiben. Der bisher allgegenwärtige Ruf des Muezzin wird heute durch Trommelrhythmen ersetzt, die aus dem Dorf herüber klingen (aber ich trau mich nicht, einfach hinzugehen). Kurz nach Sonnenuntergang heulen Hyänen durch die Nacht. Kann mich vielleicht jemand aufklären, aus welcher Perspektive die mich betrachten? Aber ich glaube sie sind nur Aasfresser!? Auch sieht es hier verdammt nach Schlangen aus ... Naja ich habe außer mir lieber nichts anderes Essbares mit ins Zelt genommen :-)

Einreise in Nioro (und nur in dieser in dieser Reihenfolge,Wir waren eine Weile unterwegs, bis wir das raus hatten.):
1. Geld tauschen in der Apotheke im Ortszentrum (die Bank tauscht nicht!)
2. Zoll (an der Polizei vorbei westlich, an einer Gabelung links)
3.
Immigration, zentral

Hinter Nioro stand uns dann leider die wüsteste Buckelpiste der Reise bevor. Einsanden war nicht mehr das Thema, sondern auf dem Boden aufsitzen. Wir hätten wohl auch lieber die kleinen Seitenpisten als die große LKW Piste genommen - naja - hinterher ist man immer klüger!

Zuerst schlug die Benzinleitung leck, dann die Ölwanne. Totaler Ölverlust, Diagnose: Kolbenfresser (er ließ sich nicht mehr mit dem Anlasser durchdrehen). Großes Entsetzen bei uns so kurz vor dem Ziel, lange Palaver mit LKW-Fahrern. Schließlich wurden wir uns mit einem Landyfahrer handelseinig. Es folgte eine sehr eindrückliche Abschleppaktion über 55 km: Landrover-Pickup, 3 Personen auf der Motorhaube, vier im Fahrerhaus, 17 auf der Ladefläche, hinterhergeschleift noch unser Mercedes mit 2 Insassen. Tapferes Auto! Die Abschleppstange brach x-mal, jedes Mal Nervenkitzel, Improvisation mit Taschenlampen im Dunkeln.

Als wir in Diema ankamen, waren wir fix und fertig.
Campement Administrativ, 1500 CFA, total primitiv, Zimmer ohne Betten!

Do, 9.12.2004

Das schönste an der Geschichte: Im selben Campement schlief ein netter Mechaniker namens Oumare Traore. Seine Diagnose: nur Überhitzung, abgekühlten Motor paarmal durchdrehen, hier und da ein Handgriff und er sprang wieder an. Wir konnten es kaum glauben! Hinter Diema haben wir noch 180km auf besserer Piste vor uns - ein Klacks gegen gestern - dann geht's ab auf Asphalt nach Bamako!

In Kati einem Vorort von Bamako suchen wir Stephanie, der wir ihre Weihnachtsgeschenke mitgebracht haben. Sie ist unterwegs (eigentlich ist sie immer unterwegs :-) So kommen wir bei anderen lieben Leuten unter. Lioba ist Deutsche und Barry ein Peul (Fulbe) hier aus Mali. Ahhhh - eine heiße Badewanne - köstlich!!!

Fr, 10.12.2004
Sa, 11.12.2004

Bamako ist eine Mischung aus super und total chaotisch. Ich muss mich erstmal langsam wieder an so eine afrikanische Großstadt gewöhnen. Wenn ich hier nachts durch Abgase, Staub, Müll und über kaputte unbeleuchte Straßen tapse, komme ich mir vor, wie in einem Endzeit-Spektakel. Aber die Leute sind überhaupt nicht kaputt. Schicke Girlies im Hautengen, flotte Lover auf Knattermopeds, lachen, kichern, cool abhängen, Tubabs (Weißnasen, das sind wir) anmachen, Musik, Fußball im Fernseher auf der Straße...

So, 12.12.2004

Heute trennt sich unsere kleine Reisegruppe und jeder geht seiner Wege. Siggi und Thomas ziehen für 5 1/2 Monate weiter durch W-Afrika, Eric geht das Auto verkaufen. Und ich? Weiß selbst noch nicht! Stephanie ist zu Hause und ich wechsel zu ihr. Gleich kommen noch zwei weitere Besucher, Matthias und Stephan und wir leeren einige Flaschbiers. Die drei wollen morgen früh Richtung abé und weil ich grad nix besseres vorhab, beschließe ich, mich ihnen anzuschließen.

Mo, 13.12.2004

Heut ging's einen lustigen Tag lang mit den drei anderen nach Nordwest. Wir kommen durch Kita, der ehemaligen Haupstadt des Reichs Mali, und schauen uns den Manantali-Staudamm an, ein typisches Riesen-"Entwicklungs-"Projekt mit zweifelhaftem Erfolg. In Bafoulabé kommen wir in der ehemaligen norwegischen Mission unter und beenden den Tag bei einem Video und mit dem Absingen deutscher Schlager!!

So ein Mist: ich habe meinen Kulturbeutel mit vielen nützlichen Dingen in Bamako liegen lassen: Filme, Zahnbürste, Seife, Taschenlampe, Taschenmesser. Einen Augenblick denke ich, ich muss zurück, das holen - was für ein Quatsch! Die Zähne kann ich mir zur Not auch mit meiner kleinen Handbürste putzen, dass habe ich schon in Mauretanien erfolgreich probiert, nachdem meine erste Zahnbürste einem Plumsklo zum Opfer gefallen war. Und in den nächsten Tagen besorge ich mir ganz billig nach und nach alles, was fehlt. Wir sind in Afrika und nicht im Busch!

Di 14.12.2004

Mit Stephan fahre ich weiter Richtung Senegal. Brauche wohl wirklich erstmal ein bisschen Begleitung, ehe ich wieder Vertrauen in mein afrikanisches Herz finde.

Ab hier geht die Reise wie im Tiefflug weiter. Zug nach Kayes, LKW-Taxi nach Diboli.

Senegal

In Kidira Lift mit zwei Franzosen nach Tambacounda. Ich trenne mich von Stephan, der wohl lieber allein weiter will.
Tambacounda, Hotel Chez Dessert, kaum zu finden, Preis/Leistung mäßig, aber ich will ja eh morgen früh los.

Mi, 15.12.2004

Beim ersten Ruf des Muezzin stehe ich auf. Muss wohl so 5 Uhr sein, mein Wecker blieb leider auch noch in Bamako. Am Busbahnhof finde ich gleich einen Taxi nach Ziguinchor. Na prima, dann bin ich ja mittags in Ziguinchor und kann mir gleich noch das Guinee-Bissau-Visum holen! Ein typische Fall von Denkste! Die Straße ist schlecht und irgendwann werde ich auf ein anderes Lumpensammler-Taxi umdisponiert. Nach kaum 14 Stunden erreichen wir Ziguinchor.

Ich sollte N'deye Khady nicht vergessen! Sie saß neben mir und nach zwei Sätzen wußte ich, dass sie jung und verwitwet ist und einen neuen Mann sucht :-) Ich tue mein bestes an interkultureller Kommunikation mit meinem wenigen Französisch, aber mit der Zeit wird's a bisserl anstrengend. Zum Glück muss sie in Mancoly Counda raus, nicht ohne dass ich schwöre, auf dem Rückweg bei ihr reinzuschauen.

Das Hotel La Perrequin in Ziguinchor ist leider voll, aber ich treffe dort Bernhard einen netten Menschen aus der Schweiz. Er zeigt mir ein anderes Hotel, wo ich ein super schönes Zimmer bekomme (Hotel Casafrique, 5000 CFA). Später gehen wir noch zusammen essen.

Do, 16.12.2004

In der Früh besorge ich mein Visum für Guinee-Bissau. Bernhard will auch dorthin und da er wohl auch ein bisschen Gesellschaft sucht, kommt er mit. Am Gare Routiere finden wir auch ein schnelles "Break"-Taxi (Peugeot 505 Kombi) welches tatsächlich nur mit 7 Passagieren besetzt ist - eine Seltenheit hier, wie ich später noch lernen werde.

An der Grenze kann ich mich ein wenig umschauen, den wir warten auf die Fähre zur anderen Flussseite. Irgendwie wirkt alles ziemlich fertig hier: Die Fähre ist uralt, Pfützen und Matschlöcher, in denen die Autos versinken, ehe sie die Rampe zur Fähre erreichen. Geier leben im Schlamm hinter den Marktbuden und suchen nach Essensresten. Ein paar nette Militärs hocken rum und wir werden auf ein Gläschen Palmwein eingeladen. Der Palmwein mag ja lecker sein, aber wenn ich schon die obskuren Plastikkanistern sehe, aus denen er ausgeschenkt wird! Und wie steht es wohl um die Mikrobiologie? Ich muss gestehen, ich ziere mich ein bisschen.

Guinea Bissau

Bissau ist die Hauptstadt Guinee-Bissaus. Zu Kolonialzeiten war es von Portugal besetzt und daher spricht man hier wie auch auf den Kap Verden Kreol, eine Abwandlungen des Portugiesischen. Bissau ist total easy going, verschlafen, fast ein Dorf als Hauptstadt, wo man ungestört auf einer Bank sitzend seinen Reiseführer lesen kann. Ich genieße es und glaube, dass ich nun wirklich "off the beaten track" angekommen bin. Ich pick einfach mal ein paar Impresionen heraus.

Der Präsidentenpalast liegt von einem Militärcoup in Ruinen, portugiesische Villen mit abgefallenem Putz und hängenden Fenstern dominieren das Stadtbild. In einem dunklen Hauseingang rinnt das rare Wasser von der Decke. Telefon und Stromdrähte sind nur notdürftig verdrillt und von Fenster zu Fenster gespannt. In den Straßen Scharen von Geiern, die den Müll durchwühlen. Die portugiesische Mama im Hotel Pensão Centrale sitzt dick hinter ihrer Geldkassette und verlanget einen unverschämten Preis. Das Haus mit umlaufenden Balkonen hat Flair, aber Wasser gibt's nur aus Kübeln und das Klo ist untermäßig.

Wir gehen am Hafen spazieren. Er besteht im Wesentlichen aus einem großen Steg. Etwa die Hälfte der Schiffe liegt auf Grund, darunter wohl auch ein Kanonenboot der Marine. Ich nehme an, die zwei Schnellboote, die auch noch zu sehen sind, stellen die Marine des Landes dar.

Abends versuchen wir aufgrund eines Tipps in unserem Reiseführer ein nettes Restaurant am Hafen zu finden. Zu Essen gibt es leider nix, dafür aber sehr viele, SEHR nette Damen - eigentlich wohl deutlich mehr als Gäste. Kein Wunder also, dass eine uns gleich ein super kuscheliges Lokal mit lokalen Spezialitäten zeigen will. Ihre Freundin muss natürlich auch noch mit. Nein, nein, alles kein Problem, nur mal so zeigen und hier ist das so üblich und so. Mit netten Worten sind unsere Begleiterinnen nicht mehr abzuschütteln. Wenn das nicht peinlich ist, wie wir zwei Jungs da mit so zwei Nutten durch den Ort promenieren! Wir kommen natürlich an der teuersten Pommesbude am Ort raus und lassen etwas angenervt unsere Damen draußen stehen. Aber so leicht geben sie nicht auf und einige Zeit später sitzen sie am Nachbartisch und wollen unser Hotel wissen. Oh, da hab ich leider den Namen vergessen, äh, so dahinter und dann die Straße rein :-). Nee, heut' gibt's keine Massage mehr!

Musik verfolgt mich eigentlich schon die ganze Reise und wechselt mit den Landstrichen. Der Eseltreiber in der Nacht im Norden Malis vertreibt die Dunkelheit mit Wassoulou aus dem Radio. Afro-Mandigo-Pop an den Straßenecken Bamakos, Reggae;, Youssou N'Dour und Mbalax überall im Senegal, hier in Bissau heißt der Sound "Gumbe". Unser Taxifahrer hört Super Mama Djombo, und wenn nur mehr Platz im Ruckack wäre, würde ich gern ein paar Tapes an der Straßenecke kaufen.

Fr. 17.12.2004

Bernhards Ziel ist der Bijagos Archipel hier vor der Küste. Dort muss es wirklich wunderschön sein. Aber seit ich von Marina eine Einladung nach Monrovia in meiner Mailbox fand, hat mich der Ehrgeiz gepackt. In einer Woche ist Weihnachten - mal sehen, ob wir das schaffen! Auch suche ich wohl sowas wie ein bisschen Heimat für Weihnachten. Deswegen sage ich Bernhard am Morgen Ciao und hol mir mein Guinea Visum in der hiesigen Botschaft.

Ach ja das Hauptpostamt von Bissau sollte ich nicht vergessen. Ich war gestern schonmal da. Von so einem exotischen Ort sollte ich doch ein paar Briefmarken verschicken! Im Schaukasten waren sogar einige besondere Briefumschläge zu sehen. Die Dame, die da etwas verloren am großen Schalter saß, kramte in ihrer Schublade. Nein, diese da sind schon lang aus, aber sie hätte da andere - sie holte einige Weihnachtsgrußkarten aus dem Vatikan hervor. Nein Danke, die brauch ich nicht. Aber Briefmarken nach Deutschland hätt ich dann gern? Doch die sind heute auch schon aus, ich möchte bitte morgen wieder kommen! Und heute gibt's tatsächlich Briefmarken nach Deutschland! Und natürlich ist der Papst drauf! Als Absender schreib ich glaub' ich Lummerland hinten drauf - Jim Knopf läßt grüßen.

Am Gare Routiere etwas außerhalb such ich mir ein Taxi. Es gibt zwar auch eine direkte Verbindung nach Conakry entlang der Küste, aber die ist in sehr schlechtem Zustand und so muss ich erst ins Landesinnere nach Gabú fahren und von dort im großen Bogen zurück an die Küste.

In Gabú wartet schon ein Break-Taxi, direkt nach Conakry. Neun Passagiere braucht es, ich bin der siebte - na prima - da kann's ja gleich losgehen! Ein Fehlschluss, ich bin eben doch noch nicht richtig adaptiert hier. Erst langsam lerne ich die Grundregeln zur Zeitplanung im öffentlichen Personennahverkehr Afrikas:
1. Hauptsatz: Ein Taxi fährt los, wenn es voll ist.
2. Hauptsatz: Die Fahrt dauert so lange, bis man ankommt.
Darüber hinausgehende Aussagen ("Wir fahren bald los!", "Die Fahrtzeit beträgt ca. 12 Stunden!") sind viel zu spekulativ, als das sie von praktischem Nutzen wären. Etwas verläßlicher sind zum Glück die Aussagen "Irgendwann werden wir losfahren" und "Wir werden ankommen." Im konkreten Fall heißt das, dass sich der neunte Passagier nicht einstellt und wir in Gabú übernachten müssen.
Die meisten Passagiere schlafen einfach im Auto oder irgendwo am Markt. Dazu bin ich auch noch nicht adaptiert genug, und so finde ich ein kleines sauberes Zimmer mit Eimerdusche und Kerzenlicht.

Sa, 18.12.2004

6 Uhr Busbahnhof, warten, warten. Um 10 Uhr sind wird endlich startklar. Zu den neun Passagieren auf den Sitzen kommen nun auch noch einer im Kofferraum und zwei auf dem Dach, sodass wir mit Fahrer 13 Leute sind. Und das in einer Limousine, wo einige Leute in Deutschland schon meckern würden, wenn sie zu fünft unterwegs wären! Auf der Bissau-Seite der Grenze müssen die Passagiere ohne Sitz vor jedem Checkpoint raus und ein Stück zu Fuß laufen, in Guinee nimmt man es dann nicht mehr so genau.

Die Fahrt wird eine der lustigeren auf dieser Reise. Wir werden ca. 24 Stunden ununterbrochen unterwegs sein. Ousmane, unser Fahrer, ist ein liebenswerter Papa, der wohl keinen Schlaf braucht, er wird von allen nur "Maitre" genannt. Hinter mir sitzt Barry, der 16 ist, weder lesen noch schreiben kann und sich sehr bemüht mein Guide zu sein. Louis, einer von den zwei Passagieren auf dem Vordersitz, spricht ein Englisch hat schon viel für die UNO gearbeitet. Mit ihm kann ich über afrikanische Politik diskutieren.

Pannen haben wir viele unterwegs. Die schlimmste ist ein platter Reifen, der sich nicht abschrauben läßt, weil die Haltebolzen locker sind und deshalb durchdrehen. Es dauert Stunden. Der erste Mechaniker, der kommt, kann mit seinem stumpfen Meisel nichts ausrichten. Der zweite ist besser bestückt und er schafft es sehr geschickt, die Schrauben abzumeiseln ohne die Bolzen zu beschädigen. Nun aber läßt sich das Reserverad nicht befestigen, da es einen anderen Lochkreis hat. Wir versuchen mit 2 Radschrauben und einem schiefen Rad vorwärts zu kommen, müssen aber nach 500 m einsehen, dass es nicht geht. Nach Stunden bringt uns dann doch noch jemand ein passendes Ersatzrad und es kann weiter gehn.

Guinea

Wir nehmen nicht die Strecke über Koundâra und Labé, wie ich erwartet hatte, sondern eine Abkürzung über Pitche, Foulamôri, Koumbia und Bokè. Das erste Teilstück ist für unseren Peugeot gerade so machbar, jedoch steckt irgendwo ein LKW fest. Nachdem wir ein anderes Taxi gemeinsam aus einem Graben gehoben haben, können wir in einen Bogen durchs Gebüsch das Matschloch umfahren.

Bei Foulamôri, einem Dorf wie jedem anderen, erklären mir die anderen Passagiere, dass hier im 13. Jahrhundert Soumaoro Kante lebte, dessen Untergang in der Schlacht bei Krina ca. 1230 den Grundstein des Reichs Mali legte. Ob's wohl stimmt?

Ein anderes Highlight für mich ist die Fähre mit Handbetrieb, mit der wir den Rio Coruba überqueren. Drei Fährleute müssen fleißig Kurbel, damit sich die Fähre an einer langen Ketten quietschend durch den Fluß hangelt. Die Kettenglieder verklemmen sich dauernd im Getriebe und einer hat deswegen eine Eisenstangen in der Hand, mit dem er die Kette dann wieder freischlägt - di di di di di di rumms, di di di di di di rumms, ...

So, 19.12.2004

Angekommen in Conakry habe ich mindestens drei Einladungen, in irgendwelchen Familien zu übernachten. Aber ich schlage sie alle aus, denn ich weiß, dass ich dort nicht einfach ins Bett fallen und am nächsten Frühmorgen wieder losrennen könnte. In Gabú habe ich die ersten Liberianer getroffen, und sie haben mir bestätigt, dass Liberia momentan kein Problem ist. Mein Entschluss steht jetzt fest: ich will dahin.

Leider schaffe ich es nicht Marina vorzuwarnen, weder von Deutschland, noch von Conakry scheint eine Telefonverbindung möglich. Mein Hotel hat jedoch Telefon auf dem Zimmer und so kann ich am Abend das erste mal seit vier Wochen gemütlich mit Sabine plaudern.

Ansonsten ist Conakry eine scheußliche Stadt. Quadratische Straßen mit Nummern, null Flair! Wo ist eigentlich hier das Stadtzentrum? Wo ist das Meer? Es ist nirgends zu sehen, obwohl das Stadtzentrum eine Halbinsel ist.

Und wo ist die Musik, die diese Stadt so berühmt gemacht hat? Berühmte Trommler kommen von hier und Mory Kanté, davon merke ich nix. Guinea war sozialistisch und das ist wohl auch der Grund, dass hier alles so quadratisch, praktisch, platt gemacht worden ist. Ich hake die notwendigen Dinge ab: Internet, Pizzeria (stillos), Wäsche waschen, verpasst hab' ich hier nichts.
Hôtel Central, teuer (20 Euro), aber gut
Liberianische Botschaft in Conakry, Cite Ministerielle, Commune de Dixinn, Tel: 462671
Liberia-Visum: 1 Tag (35 Euro) oder sofort (50 Euro) + 1 Passbild.

Mo, 20.12.2004

Obwohl schon die Nacht zuvor ausgefallen ist, hab' ich wieder nicht viel geschlafen. Das Ziel Monrovia artet richtig in Arbeit aus. Ich versuche noch am Hafen den Seeweg nach Monrovia zu erkunden, halte mich damit, aber nicht lange auf. Schwierig ist auch, die liberianische Botschaft zu finden, denn die steht in keinem der gängigen Guides und unter der Nummer im Telefonbuch meldet sich niemand.

Der Gare Routiere von Conakry ist riesig, ein einziges Gewühl aus Autos und Menschen unter denen ich der einzige Weiße bin. Leider gibt es keine Direkttaxis nach Monrovia, wie ich gehört hatte, sondern nur bis Nzérékoré, im hintersten Dschungel ("Guinée Forestière"). Diesmal geht es wirklich bald los und ich werde gesucht, da ich erst noch versuche, was in den Magen zu kriegen und irgendwo mein Geld zu tauschen.

Zwei der Passagiere wollen auch nach Monrovia: Alfa, ein in Monrovia aufgewachsener Peul/Fula und Jeanette mit ihrem 2jährigen Sohn. Bis Monrovia werden wir uns zusammentun und noch einige Abenteuer gemeinsam zu bestehen haben.

Zunächst ist die Straße geteert und niemand sitzt auf dem Dach unserer Break-Taxis, was unseren jungen Fahrer mit Sonnenbrille veranlaßt zu fahren wie eine gesengte Sau. Nur zu viert auf der Rückbank ist hier schon fast Luxus, die Reifenpanne normal. Die Fahrt führte uns in einem großen Bogen um Sierra Leone herum. Doch mitten in der Nacht - der Teer ist längst zuende - ist die Straße von im Matsch versunkenen LKW blockiert und auch unser Auto streikt. Wir dürfen drei Stunden in der Nacht auf der Straße die Sterne beobachten, ehe ein anderes Buschtaxi auf der anderen Seite des Matsches für die Weiterfahrt bereitsteht.

Di, 21.12.2004

Am Morgen in Nzérékoré finden wir leider das erhoffe Direkt-Taxi nach Monrovia wieder nicht. Zu viert versuchten wir privat eines bis zur Grenze zu chartern, kommen dabei aber mit Regulierungen der guineeischen Taxifahrer- gewerkschaft in Konflikt. Alfa ist ein geschickter Verhandler und so haben wir bald unser Taxi. Allerdings müssen noch mehrere zusätzlich Leute mit, damit auch jeder, der hier was zu sagen hat, seinen zusätzlichen Profit ziehen kann.

Danach begann ziemlich ein Albtraum korrupter Grenzbeamter. Auf guineeischer Seite wurden wir an etwas sieben Schlagbäumen abgezockt. Es waren nur kleine Beträge, aber allein die Art und Weise war schon total Scheiße: "Rückt das Geld raus oder hier geht es nicht weiter! Jede Diskussion ist zwecklos!"

Liberia

Auf liberianischer Seite begegne ich den ersten Beamten noch ganz vertrauensseelig, denn alle erzählen ja, wie super es hier inzwischen ist. Aber ich merke sehr schnell, dass es hier eben nur relativ zu den vormaligen Verhältnissen super gut ist, weil sie jetzt keinen mehr abknallen, der nicht spurt. Die Grenztruppen sind zusammengewürfelte Haufen ehemaliger Rebellen und entsprechend unangenehme Typen. Zweimal schreien sie sich direkt vor mir an, weil sie zutreffend vermuten, dass ein anderer gerade versucht, von mir ein Trinkgeld zu erpressen. Dabei haben sie gerade vorher dasselbe getan. Etwa 25 US$ mußte ich auf diese Weise hinlegen, bis ich durch alle Checkpoints bin: Immigration,Health,Customs,Security,Schlagbaum

Die Freude hält sich weiter in Grenzen, denn der Taxifahrer auf der anderen Seite will mich erst garnicht und dann nur zum doppelten Preis mitnehmen, da er mit einem Weißen im Auto Ärger befürchtet. Na, das kann ja heiter werden! Der Taxifahrer stellt sich dann auch als ein ziemlicher Depp, oder besser A..loch heraus. Unvermutet setzt er noch weitere Passagiere ins Auto, sodass auf der Rückbank seines Opel Kadett schließlich drei dicke Mamas und eine junge Frau plus insgesamt drei Kleinkindern sitzen. Dies ist auch für afrikanische Verhältnisse zu viel und der Streit darüber hält die ganze Fahrt an.

Zwischendurch läßt uns dieser Typ von Taxifahrer auch nochmal eine Stunde irgendwo stehen, und ist spurlos verschwunden. Nur zu dumm, dass er von der letzten Kontrolle her noch meinen Pass in seiner Tasche hat! Zum Glück erreiche ich von einem Handy aus endlich auch Marina. Sie ist sehr überrascht am Telefon. Au Backe, ich hoffe, ich überfalle sie jetzt nicht zu sehr!

Es ist ein seltsames Gefühl zwischen UN-Repartiierungskonvois, Panzern und Checkpoints durch so ein Land zu reisen. Die UNs waren superkorrekte Bangladeschis, aber die lokale Polizei hat uns immer wieder abgezockt. Wir haben eine Reifenpanne, dann noch eine. Zum Glück sind wir gerade in einem Ort, doch den Reifen kann man uns hier nicht flicken.

Plötzlich erkennt Alfa das völlig überladene Buschtaxi vor uns als sein Auto. Er stellt den Fahrer zur Rede und ein heftiger Streit beginnt. Ich kapier zuerst mal garnicht, worum es geht. Alfa erklärt mir, dass sein Bruder, den Schlüssel einem Freund geliehen hat, der ihn wiederum einem anderen Freund geliehen hat usw. Alfa konfisziert sein Auto und läßt erstmal ausladen. Ein riesen Berg Holzkohlen und Bananen nebst Passagieren landet auf der Straße. Zum Teil können sie bei unserem bisherigen Fahrer unterkommen. So haben wir nun einen superschicken Toyota Corolla für uns allein. Jeanette und ihr Sohn sind noch mit von der Partie, sowie der vormalige Fahrer und dessen Freundin. Alfa ist ein ziemlich gutmütiger Mensch und so "leiht" er diesem blöden anderen Taxifahrer auch noch sein Reserverad ehe wir weiterfahren. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich bald herausstellt, denn kurze Zeit später rumpeln wir durch ein Schlagloch und haben selbst einen Platten. Zum Glück sind die anderen noch hinter uns und nehmen unser kaputtes Rad zum reparieren mit während wir in der hereinbrechenden Nacht wieder mal zwei Stunden auf der Straße verbringen.

Ich beobachte die Freundin von diesem Typen, der Alfas Toyota zum Taxi gemacht hat. Sie ist ziemlich abgemagert und hustet wiederholt schrecklich. Sie scheint Schüttelfrost zu haben, ihr Freund will sie wohl auch ins Krankenhaus fahren. Hat er sich deshalb das Auto geliehen?? Pullover hab ich selbst nur noch einen, aber ich angel ihr wenigstens eines meiner TShirts als zusätzliche Wärmequelle aus dem Rucksack. Als es weitergehen kann fahren wir weiter zu dem Typen, der unserem vormaligen Fahrer das Auto geliehen hat. Er ist ebenfalls krank und muss aus dem Haus getragen werden. Mit was er sich rechtfertig, verstehe ich nicht.

Mit mir als Weißen auf dem Beifahrersitz geben wir uns im Folgenden an den Schlagbäumen kurzerhand als Kirchenleute aus und können meist meist unbehelligt passieren :-))) Jedoch ist es nun schon tiefe Nacht und wir müssen noch Redlight, einen Außenort Monrovias passieren, in dem viele Ex-Combatants wohnen. Dort ist die Gefahr von Überfällen groß und Alfa fallen auch schon bald die Augen zu. Wir sind nun schon 40 Stunden non-stop unterwegs, als wir in Kakata stoppen, um eine Weile in unseren Sitzen zu ratzen.

Mi, 22.12.2004

Das Kadett-Taxi, welches immer noch Alfas Resereverad hat, ist auch da. Nach ca. zwei Stunden wacht Alfa auf und merkt, dass der andere Typ mit seinem Reserverad abgehauen ist. Wir düsen hinterher. "Und was ist mit den Ex-Combatants in Redlight?" frage ich etwas zaghaft nach. "Ach, die schlafen jetzt!". Na gut! Aber wir holen die anderen nicht mehr ein, sie sind schon über alle Berge.

Nach zwei Tagen und zwei Nächten seit Conakry erreichen wir ½ 5 Uhr morgens Monrovia. In Redlight setzen wir Jeanette ab, und mich bringt Alfa an den Lutherischen Compound, 13th Street, Sinkor. Marina wird rausgeklingelt und empfängt mich nett - sie hat für mich ein Zimmer im Guesthouse reserviert, wo ich mich erstmal richtig ausschlafen kann. Diese Fahrt werde ich so schnell nicht vergessen!

Do, 23.12.2004
Fr, 24.12.2004
Sa, 25.12.2004
So, 26.12.2004

Marina ist eine deutsche Pfarrerin, die St. Andrew, eine lutherische Gemeinde in einem Vorort Monrovias betreut. Ich kann ein paar Tage im lutherischen Compound bleiben und mache zum ersten Mal eine Pause in meiner Rastlosigkeit. Ich schau mir die Stadt an und fahre mit Marina in ihre Gemeinde zu Bibelkreis und Gottesdiensten. Ich rede mit Leuten und versuche so viel wie möglich über das Land zu lernen.

Monrovia ist überraschend wohlhabend und nach meiner Einschätzung sicherer als eine italienische Großstadt. Die meisten Frauen laufen super chique rum, und auch die Kinder bieten nicht den Anblick eines Hungerlandes, wie ich es in Äthiopien gesehen habe (vielleicht eine zu subjektive Einschätzung).

Andererseits liegt dieses Land in Trümmern. Monrovias Innenstadt ist von ausgebrannten Haüsern gekennzeichnet, es gibt keine Post, kein Wasser, keinen Strom, kein Tankstellennetz. Die Hauptverbindungstraße, auf der ich vom Norden kam ist als einzigstes einigermaßen in Schuss. Was geht, ist das Mobilfunknetz und so ziemlich jeder in Monrovia scheint ein Handy zu besitzen. Ansonsten pumpt man sich sein Wasser selbst, behilft sich mit Stromgeneratoren und schöpft den Treibstoff wie anderswo das Wasser aus großen Erdtanks mit Eimern.

Die Region Lofa im Norden ist am schlimmsten dran. Hier haben verschiedene Rebellengruppen ihren Ausgang genommen. Die Rebellen brauchten als erstes die Diamenten-Creeks und wer seinen Creek nicht verriet, wurde umgebracht. Joseph, ein ca. 17-jähriger Junge hat mir erzählt, dass er zusehen mußte, wie seinem Opa die Kehle durchgeschnitten wurde und der Rest der Familie gefesselt und verbrannt wurde. Wohl so ziemlich alle, die nicht umgebracht wurden sind geflüchtet und werden derzeit nach und nach in ihre Heimat zurückgebracht. Aber in ihren Dörfern existiert nicht mehr viel. Die Rebellen haben z.B. sämtliche Dächer, Fenster und Türen abgebaut und ins Ausland verkauft.

Der Reichtum des Landes basiert auf seinen natürlichen Resourcen und seinen Bodenschätzen. Und ähnlich wie im Kongo werden diesem Land seine Bodenschätzen zum Verhängnis. Tarold, Marinas Evangelist, erzählt mir, dass sich hier keine Regierung ohne den Seegen der USA halten kann. Um ihre Ziele zu verfolgen hätten die USA auch brutale Rebellengruppen finanziell unterstützten.

Mit Marina, Tarold und noch einer Freundin Marinas verbringen wir Weihnachten so schön und so deutsch, wie es unter diesen Umständen möglich ist. In Liberia hat Weihnachten keine solche Bedeutung, wie bei uns. Die Kinder laufen knallbunt geschmückt rum und drinken Coca Cola - man könnt es eher für Fasching halten. Auch der Gottesdienstbesuch am Heilig Abend und am ersten Feiertag ist untermäßig. Nach dem Weihnachtsgottesdienst besuchen wir Ma' Ia, die schon über 90 ist, und immer noch ihr Haus selbst versorgt. Diese Frau strahlt unglaublich viel Herzlichkeit aus. Wir singen ihr Weihnachtslieder und sie bekommt ein Hausabendmahl. Eindrücklich bleibt mir auch der Gottesdienst am 2. Feiertag in St. Peter, der lutherischen Hauptkirche. Der Gospelchor hat Pfiff und heizt so richtig ein. So gibt es nicht nur lutherische Wortgefechte, sondern auch was für die Seele.

Vor allem auch geniesse die Zeit mir auch ein paar Gedanken zu machen, wie es mit mir daheim demnächst weitergeht. Ciao Marina, vielen Dank, dass ich kommen durfte und danke für die vielen guten Gespräche!

Mo, 27.12.2004

Übermorgen kommt Sabine in Bamako an - höchste Zeit, mich auf den Rückweg zu machen. Mit einem Geländewagen der Kirche kann ich einen Lift nach Zorzor in den Norden bekommen. Das gibt mir auch die Chance noch ein bisschen mehr von Liberia und der Kirchenarbeit hier zu sehen. Eigentlich hieß es, wir fahren morgens, aber es wird dann, doch 14:30 Uhr bis es los geht. "Es geht los" heißt natürlich wieder mal noch lange nicht, dass es wirklich losgeht.Wir drehen noch ettliche Runden durch Monrovia, liefern Leute ab, kaufen ein, laden Zement und tanken. Tanken ist besondern "heiß". Aus einem offenen Erdtank wird Diesel wie aus einem Ziehbrunnen das Wasser geschöpft und zunächst in ein großes Fass geschüttet. Von dort wird es mit Gallonen-Flaschen abgemessen und vertankt. Dabei geht ziemlich viel daneben - ein Funke, und hier würde alles in die Luft fliegen.

Irgendwann verlassen wir aber dann doch Monrovia und die ganzen Jungs an den Schlagbäumen lassen mich in einem Kirchenfahrzeug diesmal auch wirklich in Ruhe. Wir passieren das lutherische Phebe Hosiptal und mehrere Flüchtlingslager. In einem machen wir Stop und laden noch Leute zu, die auch nach Lofa wollen. John, der Fahrer ist nett, und er fährt ziemlich gut. Mit großer Sicherheit bugsiert er unseren Landcruiser durch große Schlammlöcher auf der Piste. Leider ist es schon Nacht und ich sehe nicht mehr viel von dieser bürgerkriegsgebeutelten Lofa-Region. Etwa 22:00 Uhr treffen wir im Curran Hospital in Zorzor ein.

Den Schlüssel zum Gästehaus hat Edna Johnson, eine Amerikanerin. Als wir an ihr Haus klopfen dauert es eine Weile, bis eine freundliche ältere Dame mit einer Kerze in der Hand öffnet. Wir haben sie offensichtlich schon aus dem Bett geholt. Trotzdem werde ich sehr herzlich empfangen und bekomme meinen Schlüssel.

Di, 28.12.2004

Frühstück bei Edna und Austausch von Nettigkeiten. Es ist irgendwie lustig, so mitten im liberianischen Busch eine andere Weißen zu treffen und ganz europäisch zu frühstücken. Edna hat Computerprobleme und vielleicht kann ich ihr helfen. So schieben wir eine Übungsstunde in Excel ein, ehe wir einen Rundgang am Gelände machen. Curran Hospital ist die Ruine eines einst sehr großen Krankenhauses. Die meisten Häuser sind jedoch zerstört. Bisher ist wenigstens eine Entbindung und eine Ambulanz wieder in Betrieb, aber viel viel viel bleibt noch zu tun ... Irgendwie hätte ich übergroße Lust hier bei diesen netten Leuten einfach dazubleiben und mitzuhelfen. Aufgrund des Krieges gibt es auch nicht so viele gute Freunde und Bekannte in Europa, wie dies zB in Tansania der Fall ist - mal sehen, was ich von Deutschland aus tun kann!?

John, der Fahrer von gestern bringt mich freundlicherweise noch über die Grenze. Er kennt die Grenzbeamten, schließlich sind auch sie Kunden im Hospital - eine Hand wäscht die andere. Trotzdem bleibt es mir nach längerer Diskussion nicht erspart 10 US$ abzudrücken. Dafür bekomme ich aber auch absoluten VIP-Service, denn der Chef kommt mit und organisiert mir meinen Einreisestempel nach Guinea ohne dass ich überhaupt aussteigen muss.

Guinea - die Zweite

Das Taxi auf der anderen Seite ist mega-klapperig, es gibt kein gescheites Sitzpolster mehr, meine Beine schlafen dauernd ein und die Bandscheiben schmerzen. Irgendwelche schwarzen Kleberreste hinterlassen einen dauerhaften Gruß auf meiner Hose. Irgendwann ist wieder mal ein Rad zu wechseln und das Ersatzrad paßt nicht. Das hatten wir doch alles schonmal! Na ja, man schaut, ob man nicht die Bolzen irgenwie schief hämmern kann - geht natürlich nicht. Die Bremse ist hinten demontiert, sehe ich bei der Gelegenheit, ist aber nicht schlimm, vorn scheint sie jedenfalls zu gehen.
So hocken wir denn wieder in irgend einer Nachmittagssonne auf irgendeiner Lateritstraße in den Wäldern Guineas und beobachten Wanderameisen, wie sie totgefahrene Insekten von Straße runter bugsieren. Hin und wieder kommt ein Auto oder Moped vorbei und irgenwann bringt irgendeines das geflickte Rad aus Yirie zurück, was ca. 20km vor uns liegt. Später in Yirie werden wir dann in ein anderes Taxi umgebucht, und als wir in Macenta ankommen, ist es Abend.

Der Gare Routiere (Taxibahnhof) schließt gerade seine Ticketstände, es sieht nicht so aus, als ob es weitergeht. Doch 140 km ist für heute eine magere Ausbeute und so schnell will ich nicht aufgeben. Ich frage einfach die Leute. Auf jeden Fall brauche ich auch neue Kohle getauscht, und als ich das bei irgendeinem Händler am anderen Ortsende mache, kommt doch tatsächlich jemand angelaufen. Ich suchte doch einen Lift nach Kissidougou, schnell, schnell, gleich fährt einer. Ich packe meine Sachen und renne. Es stimmt, da fährt einer, aber er fährt eben nur "gleich" - lang genug jedenfalls für ein gemütliches Reisfleisch aus einem Mama-Topf am Straßenrand, mit 35 Cent das billigste überhaupt auf dieser Reise.

Mitten in der Nacht haben wir dann ein geniales Schlammlochszenario vor uns. Genial allerdings nur, wenn man hier nicht Fahrzeugbesitzer ist oder für viel Geld auf einer Camel-Trophy mitfährt. Der Matsch hier ist sozusagen dreispurig: rechts bietet ein zwei Meter tiefes Schlammloch keine Aussicht auf Erfolg, links steckt in einem ein Meter tiefen Schlammloch ein Sattelschlepper und auf dem verbleibenden Steg in der Mitte ist ein anderer Taxibus geparkt. Von beiden Seiten stauen sich die Autos und man beratschlagt, was wohl zu tun sei.
Ein LKW will den Taxibus in der Mitte rückwärts herausziehen, doch eine Leitplanke, die fast senkrecht im Boden steckt, hat sich in dessen Unterboden verkeilt und fängt an den Wagen hochzuheben bis er langsam umzukippen beginnt.
Rechts wagt sich nun ein alter Peugeot 504 in die Pfuetze, watsch, Schnauze in den Sumpf, Ende.
Auftritt einiger Militärs mit einem schicken Fourwheel. Sie sind stinkig auf den Peugeot, denn sie wären doch da jetzt selbst durch das Loch! Alle Mann hier mal das Auto aus dem Loch schieben - Zack, zack!! Keiner rührt sich - da unten will keiner rein. Na gut, dann, aber die Passagiere, die müssen - Befehl! "Ou sont les passagiers!?" Offensichtlich hat das Taxi keine Passagiere. Die Militärs legen selbst Hand an. Also nicht dass sie sich dreckig gemacht hätten, aber sie ziehen zumindest den den Peugeot mit ihrem Auto mühsam an einer Kette heraus. Und nun fahren sie selbst rein. Ergebnis: der Fourwheel hält sich tatsächlich ein bisschen besser, aber drüben raus kommt er trotzdem nicht. Tja, witzeln die Leute, "Ou sont les passagiers?" Zwei Soldaten werden zum Schaufeln abkommandiert.
Auf den Anderen Spuren tut sich derweilen im Schein der Taschenlampen auch so einiges. Der Taxibus kann von der Leitplanke gelöst werden und wird von vielen Händen weggeschoben, halb getragen. Und der Sattelschlepper hatte wohl bloß beim ersten Anzeichen, dass die Räder durchdrehten ein Nickerchen eingelegt, um das Problem bei tage zu lösen. Mit vereinten Kräften wurde der Fahrer geweckt und der Sattelschlepper mit hundert Händen weitergeschoben. Nach drei Stunden ist der Weg offen und es kann weitergehen, der Fahrpreis hat sich diesmal jedenfalls gelohnt.

Ca. ½ 4 Uhr Früh kommen wir endlich in Kissidougou an und ich muss einsehen, dass es jetzt wirklich nicht mehr weitergeht. Inzwischen bin ich nun doch schon an dieses Reisen ein bisschen besser adaptiert. Ich lege mich wie die anderen einfach auf einen Marktstand und decke mich mangels Schlafsack mit meinem Tansania-Tuch zu.

Mi, 29.12.2004

Um 6 Uhr wache ich etwas unterkühlt auf und fange ich an weiterzusuchen. Die Ticketbüros haben noch zu, aber ich finde andere Reisende und auch einen willigen Taxifahrer. Wir laufen ein Stück die Straße runter, damit es nicht so auffällt, doch als wir einsteigen wollen, knattert ein Moped der Taxigewerkschaft heran: Halt!- Geht nicht! - Is' nicht! Das Büro öffnet doch sowieso gleich, macht doch fast keinen Unterschied. Der Fast-Keine-Unterschied dauert 2 Stunden und schon fahren wir.

Ansonsten ist der Tag straight forward. Sitzen, fahren, umsteigen in Kankan, sitzen, fahren, Grenze, sitzen, fahren, Bamako. Bamako 23 Uhr - geschafft! Naja, nur die Grenze war ein bisschen kitzelig, denn mein Mali-Visum war nur Single-Entrance sein sollen. Hat aber keiner gemerkt, hat keinen gejuckt, 1000 CFA, Stempel, fertig. Nur meine Taxigesellschaft war mir in dem langgezogenen Grenzort abhanden gekommen. Schließlich finden sie mich und es kann weitergehen.

Mali - die Zweite

In Bamako irre ich erstmal zwei Stunden durch die Nacht auf der Suche nach Sabine und dem DED Gästehaus. Sabine finde ich nicht, jedoch das Gästehaus und so bleibe ich! Wie üblich dusche ich noch und wasche meine dreckige Wäsche, denn viel mehr als das, was ich am Körper trage, habe ich nicht mehr. 2 Uhr nachts, Bett, tot, geschafft!

Do, 30.12.2004

Vergeblich laufe ich auf der Suche nach Sabine durch die Großstadt. Schließlich hilft ein Internet-Cafe und eine Mail. Sabine hatte die selbe Idee und empfängt sie fast zeitgleich in einem anderen Cafe. Der Rest des Tages vergeht mit freudigem Wiedersehen. Die Burkina-Botschaft und ein Visum suchen wir noch. Wir geraten ans völlig falsche Ende der Stadt, denn die Botschaft ist umgezogen, und als wir sie schließlich finden, heißt es nur: Kommen Sie morgen wieder!

Fr, 31.12.2004

Ratschen, bummeln, einfach ein gemütlicher Tag. Silvester in der Stadt. Schön, dass man hier nachts so einfach rumlaufen kann! Unsere Unterkunft liegt auf der anderen Nigerseite und wir müssen immer wieder über die sicher einen Kilometer lange "Pont du Roi Fahd" Hunderte Mofas brettern neben uns, und man muss wachsam sein. Jetzt nachts sind es meist Herren mit ihrer Angebeteten. Hin und wieder bleibt eine der Knatterkisten liegen, meist aus Benzinmangel. Ungläubige Blicke in den Tank - da war doch grad noch was drin!? Tja, dann muss wohl Liebchen laufen. Dort, wo sich die Brücke zum Ende neigt, kann man dann schon wieder ganz gut rollen und am Ufer hocken geschäftstüchtige Jungs mit Sprit in Flaschen.

Sa, 1.1.2005

Wir packen, und das ist ein eigenes Thema. Sabine hat irgendwie alles eingepackt, was auf der Reise nützlich sein könnte, und das ist ziemlich viel. Kann man gerade so vom Bus ins Hotel schleppen. Ich bin sauer, denn so kann man nicht leichtfüssig reisen, so wie ich es mag. Um wenigstens die Summe unserer irdischen Güter zu minimieren, schmeiß ich weg, was geht. Viele liebe Sachen wandern dabei an den begeisterten Hauswirt.

Hier beginnt nun der dritte Teil meiner Reise. Sabine und ich wollen dem Nigerbogen folgen, nach Djenne, Tombouctou, Gao und von dort südlich nach Ouagadougou/Burkina Faso. Gemächlicher wird es nun und etwas touristischer. Unsere erstes Ziel ist Ségou, wo wir zum Sonnenuntergang das erste mal den Niger in seiner vollen Pracht bewundern können. Im großstädtischen Bamako war für Stimmungen und Fischerboote kein Platz.

So, 2.1.2005

Wir treffen Alan und Brigit, mit denen wir eine Pinasse mit Führer mieten um ein Dorf in der Nähe anzuschauen. Der Führer ist fit, kennt alle Vögel und kann uns viel erzählen. Meine Französischkenntnisse sind nur leider zu mangelhaft, sodass ich wenig mitbekomme. Außerdem bin ich krank. Schlappheit und Herzklopfen sollen mir ab jetzt noch öfters das Leben schwer machen.

Mo, 3.1.2005

Mit dem Bus und später mit einem Taxi geht es weiter nach Djenne. Mit einem Taxifahrer gibt es heftigen Streit. Er verhindert erfolgreich, dass ein anderer Touri uns einen Lift gibt. Depp! Schließlich entkommen wir ihm doch. Abends in Djenne geht ein langgehegter Traum in Erfüllung endlich mal vor dieser Moschee, dem größten Lehmbauwerk der Welt, zu stehen. Das Bild dieser Moschee trag ich schon seit 1989 in meinem Kopf herum, als ich auf unserer Peugeot-Tour schon den richtigen Reiseführer in der Tasche hatte, dann aber nicht mehr genügend Zeit hatte.

Di, 4.1.2005

Djenne hat mit seinen Lehmhäusern und engen Gassen viel Flair. Wir schlendern den ganzen Tag nur herum. Das Leben auf der Straße und in den Hinterhöfen kann man mit einer Kamera nicht festhalten, zumindest nicht, ohne gleichzeit den Augenblick zu zerstören. Doch hin und wieder gelingt uns ein unbemerkter Schnappschuss. Wir schlafen übrigens in unserem Zelt auf dem Dach eines Hotels. Ein amerikanischer Tourist zeigt uns alte Drucke, die er irgendjemandem abgekauft hat. Er will sie bei ebay versteigern, eine etwas zweifelhafte Methode, wie ich finde.

Mi, 5.1.2005
Do, 6.1.2005
Fr, 7.1.2005
Sa, 8.1.2005

Mit dem Bus weiter nach Mopti, wo im Hafen gerade eine große Frachtpinasse nach Tombouctou (Timbuktu) liegt. Wir feilschen hart um den Preis und zahlen immer noch viel zu viel. Jedenfalls fahren wir erste Klasse und bekommen täglich dreimal einen Pott Reis mit Fisch. Geplant waren zwei, doch es werden vier anstrengende Tage und Nächte eingezwängt auf betonharten Reissäcken.

Die Pinasse ist etwa 30m lang und in der Mitte 3m breit. Sie ist bis über die Oberkante mit Zement und Reis beladen, sodass nur noch wenig Bordwand aus dem Wasser schaut. Die Passagiere hocken dicht gedrängt auf der Ladung unter einem tunnelförmigen Dach, welches das ganze Schiff überspannt. Genau in der Mitte gibt es ein Stück ohne Ladung. Dort in etwas 1.50 Tiefe wird gekocht und im Lenzwasser gleich abgewaschen. Steigt das Wasser zu hoch muss jemand schöpfen. Hinten im Schiff ist ein großer Diesel, der vom Mechaniker betreut wird. Über zwei Seilzüge gibt der Steuermann Kommandos zum beschleunigen oder drosseln der Fahrtgeschwindigkeit.

Wir sitzen direkt hinter der Besatzung und können beobachten, wie sie den Kahn navigieren. Sie tun das mit großer Ausdauer und Professionalität und es kommt zu keinen nennenswerten Zwischenfällen. Jeden Tag legen wir einmal an und können ans Ufer waten um uns zu erleichtern. Ein Klo gibt es auf dem Schiff nicht und so erledigt "Mann" den Rest dezent im Knieen über die Bordwand, für "Frau" ist es noch ein bisschen schwieriger.

Das Wetter ist leider schlecht: windig und diesig. Der Wind treibt uns Wellen entgegen. Kleine nur, jedoch zu groß für diesen überladenen Kahn. Die Passagiere müssen helfen mit Planen das Eindringen des Wassers zu verhindern. Zudem ist es die ganze Zeit saukalt. So hocken wir da und lassen Landschaft und Menschen an uns vorüberziehen: andere Kähne, z.T. unter Segeln, Fischer auf ihren Booten, Lehmhäuser und Dörfer der Peul, Songhai und Touareg. Es wird trockener und zeitweise säumen Sanddünen das Ufer. Die Tiere und Landschaft, die alten Kähne und die "Seefahrer", die hier gewiss schon seit Jahrhunderten den Fluss befahren, wecken in mir Bilder biblischer Geschichten. Mali ist wirklich ein Märchen. Immer wieder meinen wir, dass es doch nun nicht mehr sehr weit sein kann, doch je mehr wir uns dem Ziel nähern, desto öfter halten wir an, löschen Ladung und nehemen neue Passagiere auf.

Endlich, in der vierten Nacht, erreichen wir ziemlich erschöpft Tombouctou.

So, 9.1.2005

Heute sind wir nun in Tombouctou, dieser entlegenen, sagenumwobenen Stadt im Sand angekommen. Wir Reihen uns in den Leidensweg vieler Entdecker vor uns ein, denn wir kommen total fertig hier an. Am Hafen vertrage ich den Morgenkaffee nicht, mir wird schwarz vor den Augen und ich lande auf meinem Rucksack - mein Körper braucht dringend eine Pause. Zum Glück finden wir relativ schnell ein Taxi in die Stadt, wo wir in einem sehr netten Hotel (Sahara-Passion) unterkommen. Unser erstes Ziel ist die Dusche und ich nutze den Elan der Ankunft, um mich nach 18 Jahren treuer Freundschaft an diesem symbolträchtigen Ort von meinem Zopf zu trennen.

Mo, 10.1.2005

Bummeln in Tombouctou, Dinguereber Mosque aus dem 14. Jh, Markt. Diese Stadt hat gewiss nicht das Flair Djennes, aber so schlecht, wie sie in manchen Reiseführern wegkommt, ist sie nun wieder auch nicht.

Di, 11.1.2005

Angeblich gehen zur Zeit keine Schiffe weiter nach Gao, und so versuchen wir ein Allradtaxi oder einen LKW entlang des Niger nach Gao zu finden - leider vergeblich. So besteigen nach langem Warten schließlich einen Landcruiser, der uns, wie ich unterwegs feststelle ohne Bremsen, nach Douentza an die große geteerte West-Ost-Verbindungsstraße bringt.

Mi, 12.1.2005

Auf dem Teer geht es nun wieder bedeutend schneller und so kommen wir nach einem frühen Start bereits mittags in Gao an.

Do, 13.1.2005

Leider bin ich immer noch nicht fit. Den halben Tag liege ich total erschöpft in meinem Bett. Für nachmittags hat Sabine einen Führer und ein Boot zur "Dune Rose" organisiert. Mit unserem Führer Haruna fahren wir mit einer ziemlich klapperigen Piroge dorthin. Hinzu geht der Weg stromaufwärts nur langsam durch überschwemmte Felder und immer wieder muss der Fischerjunge das Boot zu Fuß vorwärts schieben. Kurz vor Sonnenuntergang erklimmen wir die Düne, die direkt in den Fluss hinabfällt. Ein toller Ausblick!

Fr, 14.1.2005

In unserem Hotel lernen wir vier Franzosen kennen, die mit ihrem Verein seit vielen Jahren Schulen in der Region Kidal fördern. Da wir haben noch ein paar Tage Zeit haben, beschließen wir, sie in ihrem kleinen Hotel (Gite Amazar) in Kidal zu besuchen.

Es ist wieder mal schwer zu erforschen, ob es heute Transport nach Kidal gibt. Ein Teil des Problems ist auch, dass fast niemand hier eine Information rausgibt, ohne ein Geschäft draus machen zu wollen. Diese Geschäftemacherei geht mir immer mehr auf die Nerven und ich beginne dieses Land dafür zu verachten. So bilderbuchmäßig schön, kulturell und historisch bedeutend dieses Land ist: die Leute finde ich nicht sympathisch. Außer anmache haben wir fast keine "normalen" netten Kontakte. Seit Liberia versuche ich bewußt zu lernen nicht die Opferrolle einzunehmen, mich zu wehren, Leute zusammenzustauchen, notfalls öffentlich anzuschreien, aber Spaß macht es so nicht. Überall in Mali zahlt man als Touri mehr als den üblichen Preis und die Händler verlangen auch schon mal das fünfache des Normalen.

Um halb neun sollen wir jedenfalls zum Busbahnhof kommen, da geht ein 4x4 nach Kidal. Zu sehen ist nicht viel und so sitzen und sitzen wir den ganzen Tag. Irgendwann am Nachmittag taucht tatsächlich ein alter Landcruiser auf. Wir zahlen wieder mal einen Preis, bei dem wir uns fast sicher sind, dass wir übers Ohr gehauen werden.

Um halb drei geht's los. Wir fahren eine dreiviertel Stunde irgend einen sandigen Weg zwischen Dornbüschen und Bäumen hindurch. Irgendwann halten wir an und der Fahrer fragt mich, ob ich einen Kompass dabei hätte. Hab ich, aber der ist im Rucksack oben auf dem Dach. Aber es geht auch anders: Ich male meinen Schattenwurf in den Sand, Uhrzeit 15 Uhr, wir sind ziemlich genau auf dem 0.Längengrad, d.h Ortszeit = GMT. Also steht die Sonne gerade ganz genau in SW und damit ist auch klar, dass unser Weg hier falsch ist. Wir drehen um, fragen einige Hirten, müssen aber im Endeffekt wieder bis Gao zurück, wo wir am Spätnachmittag eintrudeln. Ein neuer Anlauf wird gemacht. Es kommt hinzu, dass unser Fahrer schleicht wie ein Anfänger, er schafft es trotz ausreichend Platz nicht zwei LKWs vor uns zu überholen. Irgendwann bleiben die LKWs stehen und nun ist der Weg für uns frei uns wieder zu verfahren.

Es ist nun schon mitten in der Nacht als wir einen Gegenverkehr anhalten, der uns aufklärt, dass wir hier falsch sind. Er geleitet uns ein langes Stück zurück zur Hauptpiste. So um Mitternacht kommen wir an einem Checkpoint vorbei und etwa eine Stunde später haben wir wieder den Weg verloren und sanden irgenwo im Nirvana ein. So ein Landcruiser sollte hier nicht einsanden, außerdem fällt mir auf, dass sich der Wagen nur hinten eingräbt. Natürlich, der Fahrer hat vergessen, die Freilaufnaben zu verriegeln. Langsam bin ich ziemlich angenervt. Als wir die Piste finden, hat der Fahrer soweit die Orientierung verloren, dass er in die falsche Richtung einbiegt. Plötzlich ist die Kassopeia oben verschwunden und auch der Orion, der gerade nach vorn rechts stand: wir fahren zurück Richtung Süden! Ich weise den Fahrer darauf hin und auch einige andere Passagiere geben mir recht. Doch der Fahrer bleibt stur. Ich sage nichts mehr, denn ich bin hier der Ausländer und eigentlich bin ich auch ganz froh, denn in einer halben Stunde werden wir so wieder zurück im letzten Ort sein. Als das passiert, kriegen die Polizisten dort am Checkpoint große Augen. Ich mache einen Aufstand, unmöglich so einen Typen hier mit 15 Leuten nachts durch die Wüste irren zu lassen. Da ich zu wenig französisch kann, um richtig deftig loszulegen, habe ich mir inzwischen angewöhnt deutsch zu reden und gezielt einige französische Worte einzustreuen. Eigentlich möchte ich gern hier bleiben und morgen weiterfahren, wenn wir wieder mehr sehen. Es ist aber auch ein LKW in unsere Richtung unterwegs und man verspricht uns, dass wir jetzt dem hinterher fahren. Glatt gelogen, wir fahren doch wieder allein los, finden aber diesmal unsereren Weg. Es beginnt schon zu dämmern als der Fahrer nicht mehr kann. Wir knacken eine Stunde, ein jeder, so wie er gerade sitzt.

Sa, 15.1.2005

Verfahren kann man sich zum Glück nicht mehr, denn links und rechts säumt eine für Autos undurchdringliche Hamada (Steinwüste) die Piste. Im Norden sehen wir die Berge des "Adrar des Iforah", so lilebe ich die Wüste! Die Straße, die wir heute Nacht fuhren stellt übrigens das malische Ende der berühmten Tannezrouft Piste dar, die von Algerien hier herunter kommt und früher eine der großen Autoschieberstrecken war. Irgendwie juckt es mich hier gleich weiter nachhause zu fahren, aber ich muss einsehen, dass es keine wirkliche Option ist.

Irgendwann am Vormittag erreichen wir Kidal und fragen uns zum Amazar durch. Die Franzosen, die mit eigenem Auto nach uns in Gao losgefahren sind, haben sich schon gewundert, wo wir stecken und verfolgen mit ungläubigen Staunen die Geschichte unserer Odysee. Wir schlafen erstmal richtig aus und gehen dann noch eine Runde im Ort spazieren. Catherine, Dolores, Michelle und Jacques nehmen uns nett in ihrer Mitte auf. Wir werden lecker bekocht und lernen viel über ihre Arbeit in der Region. Mit der Gite Amazar hat sich Catherine hier mit sicherer Hand für ein tolles Ambiente ihr Traumhaus gebaut.

So, 16.1.2005

Kidal ist sowas, wie die regionale Tuareg Hauptstadt. Lange Zeit war es auch das Zentrum der malischen Tuareg-Aufstände und das hier mal die gekidnappten deutschen Touris freigelassen wurden, hat seinen Ruf auch nicht gerade befördert. In vielen Reiseführern wird deshalb noch vor Reisen hierher gewarnt. Aber unsere französischen Gastgeber verkehren hier seit Jahren und sie bestätigen uns, was auch unserer eigenen Anschauung entspricht, dass das Unsinn ist.

Wir wollen gern mehr von der Gegend sehen und entschließen uns ein bisschen in die Wüste hineinzuwandern und dort zu übernachten. Leider stellt sich ziemlich bald heraus, dass Abu, unser Führer, zwar einen Tuareg-Turban trägt und so ein ganz netter Kerl ist, aber erstens nicht von hier ist und zweitens auch sonsten keine Ahnung hat, Null-Komma-Null. Nicht mal über sein eigenes Volk, die Songhai kann er uns was berichten. Wenn uns Einheimische begegnen, geht er ihnen lieber aus dem Weg, denn er spricht auch kein Tamaschek. Na prima, und wir zahlen ihm hier einen halben Monatslohn als Guide! Am Abend lassen wir uns etwas windgeschützt an einem Steinhaufen nieder. Abu kocht Tee für uns und wir machen ein bisschen Small-Talk.

Mo, 17.1.2005

Die Nacht war kalt, dafür ist die Wüste berüchtigt, und es macht sich bemerkbar, dass wir hier wieder deutlich nördlicher sind.

Am Vormittag laufen wir nach Kidal zurück, wo wir den Tag ein bisschen abhängen und shoppen. Von einem der Jungs hier im Amazar ("Usher") lernen wir, dass es hier, so abgelegen dieser Ort auch ist, eine eigene Rapszene gibt.

Di, 18.1.2005

In vier Tagen will ich den Flieger in Ouagadougou erreichen, höchste Zeit, dass wir aufbrechen! Wir laufen also früh zum Taxibahnhof, wo auch tatsächlich "gleich" ein LKW gehen soll. "Gleich" ist dann im Endeffekt ca 17 Uhr. So sitzen wir da, schauen uns die Leute an und warten. Algerische Händler kommen direkt aus Tamanrasset hier rüber. Sie tauschen Datteln gegen Schafe. Einigen Jungs aus Burkina, die auf ihrem Weg in eine bessere Welt im Norden ohne Geld gestrandet sind, verhelfen wir zu einem Mittagessen. Und mit sehr viel Glück ergattern wir nicht nur die üblichen Tapes, sondern sogar eine CD von Tinariwen, der international erfolgreichen Tuareg-Blues-Band aus Kidal (28.4.2005, München, Muffathalle!).

Diesmal fahren wir in der Kabine eines LKW. Der Fahrer ist zwar nicht sehr gesprächig, aber dafür um Klassen fitter als auf der Hinfahrt. Wir erreichen Gao 1 Uhr nachts und laufen die 20 Minuten zum Hotel, wo wir den Rest der Nacht auf den Bänken des Restaurants schlafen. Überall sind noch die Schneider an ihren Maschinen am werkeln, denn in drei Tagen ist hier das muslimische Opferfest Id al'adhâ , von allen nur "Schafsfete" genannt.

Mi, 19.1.2005

Eigentlich müßten wir zügig weiter nach Sevare (bei Mopti). Aber hier ist auch die letzte und beste Möglichkeit Tuareg-Kunst einzukaufen und so machen wir den Umweg über das hiesige Centre d'Artisanat und decken uns mit einigen Reisemitbringseln ein, sowie mit vier großen Leder-Sitzkissen für Sabines neues Heim in Grainau.

Die Busverbindung auf geteerter Straße ist schnell und bequem, nur Gepäck hat unten in den Staufächern diesmal keinen Platz, denn dort ist alles voller Schafe. Man schnürt ihnen dazu die Beine zusammen und steckt sie in einen Plastiksack, sodass nur noch der Kopf herausschaut. Kein Anblick für deutsche Tierschützer.

Do, 20.1.2005

Sabines Geburtstag, doch wir müssen 5:30 Uhr los. Keine Zeit für Gemütlichkeit.

Am Taxistand geht es tatsächlich schon nach 1-2 Stunden los. Wir durchqueren das berühmte Dogonland, leider ohne irgendwas anzuschauen. Der Landschaftsabbruch, die Falaise du Bandiagara, ist trotzdem auch vom Auto aus beeindruckend.

Kurz vor Koro bleibt unser Peugeot dann plötzlich liegen - Spritmangel! Mist, der Taxifahrer flucht, er hat doch genau gerechnet, doch die Kiste säuft einfach zu viel. Das Tanken wird hier immer erst gemacht wenn es losgeht und der Taxifahrer sein Geld bekommen hat. Und immer wird nur soviel getanken, wie man bis zum Zielort braucht. Nach einer Weile hat uns ein Mopedfahrer frischen Sprit gebracht, aber oh je, der Karren springt zwar an, aber sobald sich das Auto in Bewegung setzt, sirbt er ab: der Sprit war mit Wasser gepanscht. Mit verstellter Zündung, ausgebautem Luftfilter und einigem Schieben kommen wir nach einer Weile dann doch auf Touren und rollen gemächlich nach Koro.

Dort scheint uns das Glück hold, denn in zwei Stunden soll's per Bus weiter nach Ouagadougou gehen. Wir gehen gemütlich essen und schauen uns die Stadt an, doch als die Abfahrtszeit naht, eröffnet man uns, dass es heute keinen Bus mehr geben wird, denn in Burkina ist heut schon Schafsfete. Man bucht uns aber auf einen Minibus nach Ouahigouya um. Dieser ist eine ziemliche Schüttel - Fenster fehlen und die Tür geht kaum zu, doch er tut seinen Dienst und bringt uns sicher über die Grenze.

Burkina Faso

Ich bekomme ein Visum für 7 Tage für 10.000 CFA direkt an der Grenze ausgestellt, sogar mit einer ordentlichen Quittung, was ich schon lange nicht mehr gesehen habe.
Burkina Faso hieß früher mal Obervolta und ist ziemlich weit weg Für mich ist es das 25. afrikanische Land, somit sowas wie ein Silberjubiläum.

Von Ouahigouya nach Ouagadougou nehmen wir ein Sammeltaxi, denn angeblich geht heute nichts anderes mehr. Auf halbem Weg, in Yako, wo der Taxifahrer herkommt, verschwindet dieser plötzlich. Irgendwann kriegen wir raus, dass er nicht mehr weiterfahren will, und dass der Bus auf den er uns umbuchen will (es geht also doch noch ein Bus!) nur die Hälfte kostet. Wir machen ihm ziemlichen Stress, denn wir wollen uns von diesem blöden Typen nicht übers Ohr hauen lassen. Ich schreie ihn total zusammen, aber zwingen kann ich ihn auch nicht. Hinterher stellt sich dann doch raus, dass die Preisdifferenz wahrscheinlich nicht ganz so wild war und ich insofern vielleicht etwas zu weit ging. Mali hat bei mir in dieser Hinsicht ein tiefes Misstrauen hinterlassen. In Burkina wird dieser dauernde Fight um Taxiverbindungen und Preise zwar nicht ganz aufhören, aber im großen und ganzen ist er doch deutlich geringer und nicht so ausgefeilt wie in Mali.

Als wir Ouagadougou erreichen ist es schon dunkel. Wir schauen aus dem Fenster und versuchen angestrengt eine Orientierung zu bekommen, wo es hingeht. Ein Hotel (Pavillon Vert) direkt am Point Afrique Büro haben wir uns schon ausgeguckt, und wir erreichen es tatsächlich zu Fuß von der Busstation.

Ah, jetzt kommt noch die Geschichte von der Ratte, die meinen Kindern so gut gefällt. Es ist ja Sabines Geburtstag, und so suchen wir uns ein Restaurant, um das zu begießen. Wir sitzen so da und essen was feines, da kommt ein Typ mit irrem Blick herein und schreit nach etwas zum Schlagen. In nächstem Moment sehen wir ihn quer durchs Restaurant einer Ratte hinterher jagen. Die Ratte rennt mir über den Fuß, bbrrrrrhh! Irgendwann erwischt der tapfere Jäger sie mit seinem Prügel - tot! So, das war sie, die Geschichte mit der Ratte :-). Gute Nacht!

Fr, 21.1.2005

Mein erster Weg ist der zu Point Afrique - doch Pech, gerade sind die letzten Tickets für heute abend weg. Ich versuche es am Abend noch standby, eine ziemlich nervenzerfetzende Angelegenheit. Der vor mir kommt noch mit, ich nicht - Pech gehabt.

Die nächsten Tage wohnen wir bei Dominique und Asseitu und ihren Kindern Ulrich(6) und Jean(4). Dominique ist ein alter Bekannter von Sabine und die Bassoles sind total nette Leute. Uns gibt es hier eine Einblick in afrikanisches Familienleben.
Asseitu geht tagsüber arbeiten, während ihre ca. 15-jährige Nichte Kora den Haushalt schmeißt. daneben wohnt auch Babu, ein Verwandter von Dominique noch mit Haus. Mir ist nicht ganz klar wo, Kora und Babu eigentlich schlafen, denn das Haus ist winzig: Küche, Wohnzimmer und 2 Schlafzimmer.

Sa, 22.1.2005

Nachdem wir ein Flug-Ticket für nächsten Mittwoch gekauft haben, tingeln wir durch Ouaga. Abends führen uns Dominique und Asseitu aus. Zuerst geht's mit ihrem Auto nach Ouaga 2000 einem neuen Vorort im Monumentalstil und dann in ein Live-Konzert der "African Show Boys" aus Ghana. Was ich so an Plakaten gesehen hab, gibt es hier jeden Abend irgendwo gut und billig live Musik.

So, 23.1.2005

Familienausflug mit Dominique, Asseitu, Ulrich und Jean. Wir fahren nach Sabou, Asseitus Herkunftsort und besuchen zunächst dort ihre Tante. Die Attraktion ist hier jedoch der See mit den heiligen Kaimanen. Um uns eines der Krokodile vorzuführen wird ein lebendes Huhn an eine Schnur gebunden und ins Wasser geworfen. Doch die Krokodile sind offensichtlich satt. Als das Huhn vom vielen Werfen schon längst tot ist, bequemt sich doch noch eines zuzuschnappen. Ein zweiter Helfer geht ins Wasser und zieht es am Schwanz heraus. Wir sollen uns dahinter zum Photo aufstellen, doch wir sind viel zu besorgt um unsere Füße, als das daraus etwas wird.

Mo, 24.1.2005

Leider gibt es hier in Ouaga ziemlich viele Bus-Companies und jede hat ihren Busbahnhof an einer anderen Stelle. Auf der Suche nach dem Rakieta-Bus irren wir durch die Stadt ehe wir fündig werden. Wir wollen die Zeit nutzen und einen Ausflug in das kleine Dorf Tiébélé an der ghanesischen Grenze machen.
In Pô, dem letzten größeren Ort, wollen die Taxifahrer uns schon wieder einen Bären aufbinden, doch Sabine hat schon längst das Sammeltaxi um die Ecke gesichtet - Pech Herr Chauffeur! Im Taxi treffen wir Willi und Ellen, zwei nette Franzosen, mit denen wir uns den Rest des Tages zusamentun.

Tiébélé ist die Hauptstadt der Gourounsi, und ihr König wohnt hier. Der Ort ist so ein richtiger afrikanischer Bilderbuchort in der Savanne mit bemalten Lehmhäusern und Baobabs. Unangenehm nur, dass sobald wir das erste Photo machen, die Leute Geld dafür sehen wollen. Im Reiseführer steht, dass man den Palast mit einem Guide anschauen kann. Wir gehen also hin und am Eingang sitzen einige ältere Herren. Ich will mit ihnen verhandeln, und da sie sitzen, gehe ich daneben auch in die Hocke um auf Augenhöhe zu sein. Da werd ich angeblöfft, warum ich mich erdreiste, mich unaufgefordert zu setzen. Naja, ich stehe also etwas pickiert wieder auf und weiß nicht, ob das jetzt nur nur Masche ist. Ich entschuldige mich jedenfalls und werde etwas freundlicher darüber aufgeklärt, dass man erst eine Reihe Ca-Vas auszutauschen habe, ehe man aufgefordert wird, sich zu setzen. Denn der Herr auf dem Stein da oben sei der König und die Herren hier unten die Ältesten. Oh Gott, diesen grobschlächtigen Typen mit seiner roten Mütze da oben auf dem Stein habe ich bisher nur so aus den Augenwinkeln wahrgenommen. Jetzt fällt mir auf, dass der Stein sein Thron ist, und vor ihm Blut und Federn auf geopferte Hühner hinweisen. Auch am Boden werden gerade zwei Hühner geschlachtet und die Eingeweide ausgenommen.

Wir bekommen unseren Führer und dürfen das Gehöft von innen anschauen. Wir stolpern durch lauter schöne runde Lehmhäuser, die rötlich und schwarz bemalt sind. Die untergehende Sonne taucht alles in ein schönes warmes Licht. Wir bekommen genaue Anweisungen, was wir nicht fotographieren dürften, leider gehörte der König selbst dazu. Urtümlich, animistisch, authentisch afrikanisch sieht es hier aus, die Wände mit Zeichen bemalt, Geschichten über Schlangen, Eidechsen und Ahnen. Unser Führer ist kenntnisreich und erklärt uns genau, was die Bemalungen im einzelnen bedeuten. Es sind sowas wie Lehrbücher an den Hauswänden, und jedes Symbol hat seine Bedeutung. Anhand der Bilder unterrichten die Großmütter ihren Kindern über das Leben und die Traditionen.
Die Fernsehantenne auf dem Dach hab ich erst auf dem Photo entdeckt. Aber gerade das ist typisch: Auch in den letzten Dörfern gibt es inzwischen Fernsehantennen und Satellitenschüsseln und auch wenn sie tagsüber Rinder hüten, kennen sie Europa und wissen was bei uns los ist: Fußball, schnelle Autos, leichtbekleidete Damen, Schneechaos und Politik.
Wir sind nach einem langen Tag schon ziemlich müde. Am Hofausgang lassen wir ein unabwendbares Commercial über uns ergehen, und da sich unsere Reise dem Ende zuneigt, kaufen wir sogar einige Kleinigkeiten.

Di, 24.1.2005

Leider bin ich schon wieder gesundheitlich nicht fit. Seit Ségou geht dass jetzt schon, dass ich immer wieder mal down bin und dauernd Herzrasen kriege. Sabine muss sich ohne mich den Ort anschauen. Ich sitzt derweil im Restaurant Titanic und schau mir das Interieur an. Zu gern würde ich mir zu Hause mein Zimmer so einrichten!

Einige Details fotografier' ich und einige Muster der Mauern und des Flechtwerks male ich in mein Tagebuch. Leider müssen wir heute schon wieder zurück nach Ouaga, denn morgen geht mein Flug. Ciao Tiébélé, trotz touristischer Tendenzen war es hier gut auszuhalten.

Mi, 25.1.2005

Mein letzter Tag in Afrika! Schon letzte Woche war ich total hingerissen von den Sachen im Centre d'Artisanat (Künstlerhaus) und heute gibt's kein Halten mehr. Ich habe mir noch extra Übergepäck gekauft. Zu der einen Trommel von letzter Woche kommen noch zwei dazu, ein Balaphon für Sabine, Stoffe, Batiken... Dann müssen wir Säcke dafür besorgen, ein Typ bringt uns Ziegenfelle vom Metzger, Internet, Frisör (eher ein Schafsscheerer), packen.

In den Flieger nach Marseille steig ich abends mit 55kg Gepäck, statt der erlaubten 45kg. Einen Teil krieg ich über "Kulanz" weg, der Rest wird "angezogen". Als ich bei mehr als 30 Grad in den Flieger steige habe ich vier Kleidungsstücke und zwei Schals übereinander und ca. 5kg Gepäck in meinen Hosentaschen, am Bauch und am Rücken - mir fließt das Wasser.

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